AUSFLUGSZIELE

STAND: JANUAR 2024


ZUM MÜLLNER BRÜNDL


5. August 2019:  Ein mäßig warmer, klarer Som­mertag. Es ist bereits Mittags. Also lieber nicht zu weit weg fahren, das Ver­hält­nis zwischen Wander- und Auto­fahrzeit sollte schließ­lich ver­hält­nis­mäßig bleiben. Kurze Recher­che im Inter­net, dann fahre ich nach Buch am Buchrain. Über die A94 bis Pastet­ten und die Isener Str. sind es nur etwa 30 Minuten Fahrt. Mein Ziel ist das Müllner Bründel  im Bucher Wald.

Von Buch a. B. fährt man die Haupt­stra­ße entlang durch den Wald bis zur Lichtung des Orts­teils Kalten­bach. Unmittel­bar vor der Lichtung führt rechts eine Forst­straße in den Wald. Vor dem Fahr­ver­bots­schild ist gerade noch genügend Platz, um das Auto im Schat­ten zu parken. Von da an geht es gerade aus in Rich­tung Süd­westen.

Hier geht es los.

Es ist für mich ein Eintau­chen in einen Wunder­wald. Die Luft ist klar, die Stille immens, und die Farben der Blumen am Weges­rand über­wäl­ti­gend! üppig wachsende pur­pur­rote Blumen leuch­ten im Gegen­licht kräftig auf.


BUCHEMPFEHLUNG:
Wanderpapa: Familiengeschichten vom Wanderweg
Wandern mit Kindern kann Eltern vor große Herausforderungen stellen: Der Sohn mag plötzlich nicht mehr weiterwandern, die Tochter hat Brennnesseln angefasst. In mehreren Essays erzählt der »Wanderpapa« Rémy Kappeler, wie er solche Situationen mit seiner Familie gemeistert hat.

Stille im Wald

Ich kann mich kaum an ihnen satt­sehehn. Ich kannte diese orchi­deen-ähn­li­chen Blumen bereits aus dem Baye­ri­schen Wald, wo sie stel­len­weise große Flä­chen über­wuchern.

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)

Es handelt sich um das Drüsige Spring­kraut, auch Indisches Spring­kraut und früher Bauern­or­chidee genannt, eine ursprüng­lich aus dem Hima­laya stam­mende Art, die 1839 aus Kaschmir erst­mals nach England impor­tiert wurde und von dort als Zier­pflan­ze auf den euro­päi­schen Konti­nent gelangte. Heute ist sie nahe­zu auf dem gesam­ten europäi­schen Konti­nent verbrei­tet. Das Drüsige Springkraut steht seit 2017 auf der Liste in­va­siver gebiets­fremder Arten.

Das Drüsige Springkraut wird vieler­orts als stan­dort­fremd und verdrängend bekämpft, so im Baye­ri­schen Wald, wo es sehr häufig gewor­den ist, durch den Baye­ri­schen-Wald-Ve­rein. Mich jeden­falls er­freut der Anblick dieser wild­wu­chernde Pflanze, von der es auch heißt, sie sei sogar essbar!

Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere)

Nach etwa 700 Metern halte ich mich bei der Abbie­gung links und gehe weiter gerade aus. Nach etwa 500 Metern zweige ich nach rechts ab. Der Weg zum Bründl ist nicht leicht zu finden, man muss sich schon ein wenig aus­kennen. Oder, wie ich, das Navi auf dem Handy zur Hilfe nehmen. Irgend­wie geht es jeden­falls weiter.

Brombeeren

Entspannung pur: Ob Blumen beobachten, Brom­bee­ren pflücken oder die Baum­wimp­fel gegen den Himmel bewun­dern, ich nehme mir die Zeit.

Cirsium arvense

Dieser Spaziergang (ihn „Wanderung“ zu nennen wäre zu viel) ist für mich auch eine Pre­miere. Wie oft habe ich schöne Pflan­zen gesehen, hatte aber keine Ahnung wie sie heißen. Aber jetzt brauche ich nur mein Smart­phone zücken und kann mit einer Pflan­zen­bes­tim­mung-App ganz schnell heraus­finden, wie die besag­ten Pflan­zen heißten.

Philadelphia-Feinstrahl (Erigeron philadelphicus)

Der Waldweg verzweigt sich mehr als ein Mal und man muss einen Sinn für Orien­tie­rung haben. Irgend­wann kommt man zu einer kleinen Holz­brücke, dann ist man dem Ziel schon sehr nahe.

Das Ziel kommt näher.

Die Kapelle neben dem Brünnlein

Die kleine, dem „Heiligen Leonhard“ geweihte Kapel­le neben der Quelle wurde 1894 erbaut. Im Inne­ren der Kapel­le sind mehrere alte Votiv­bil­der, die von der hei­len­den Kraft der Quelle zeugen sollen. Die Bänke um die Ka­pelle laden den, der nicht an dieser „Heil­kraft“ glaubt, zum Ver­weilen ein. Das Genie­ßen der Ruhe des Waldes ist, so kann man es auch sehen, eine „pro­fane“ Quelle von Kraft und innerer Ruhe.

Die Quelle

Um die kleine Quelle rankt sich eine alte Sage: Gerade war, am 3. Dezember 1800, die Schlacht von Hohen­linden geschla­gen. Alli­ierte baye­risch-öster­rei­chi­sche Trup­pen hatten eine schwere Nie­der­lage gegen die franzö­si­schen Truppen erlitten. Auf der Flucht vor den Fran­zosen verirr­te sich ein Reiter der unter­le­genen Trup­pen im Wald bei Isen. In dem sumpfi­gen Boden sank der Reiter mit seinem Pferd bis zum Sattel ein. In seiner Not flehte er zu Gott. Sein Bitten wurde er­hört, und das Pferd konnte sich frei schar­ren. Aus der auf­ge­wühlten Erde spru­delte eine Quelle hervor.

Der Quelle werden Heil­kräfte zugeschrieben.

Heute ist der Weg zum Bründl ein beliebter Spazier- und Wan­der­weg. Aber auch die Heil­kraft der Quelle lockt immer noch Be­suc­her an. Davon zeugen auch die Tassen, die beim Brun­nen­häuschen zu sehen sind.

Trinktassen für die Gläubigen

Man muss nicht daran glauben, aber viele Men­schen sind immer noch von der Heil­wir­kung des Wassers über­zeugt. Zumin­dest schadet es nicht, einen Becher fri­sches Quell­wasser zu trinken. Noch immer finden spo­ra­disch Wall­fahr­ten zum Bründl statt. Am Platz vor der kleinen, höl­zer­nen Kapelle werden ge­le­gent­lich Got­tes­dienste abge­halten, Mai­an­dachten gefeiert.

Auf dem Rückweg

Es ist ein kleiner Wallfahrtsort „in Moll“. Keine Händler, keine De­vo­tio­nalien, keine Reise­busse voller Pilger. Nur eine ein­fache Holz­ka­pelle und viel Stille!

Wieder aus dem Wald

Mein Spaziergang geht seinem Ende zu. Zunächst gehe ich den sel­ben Weg zurück, zweige dann aber zweimal rechts ab, um nicht den selben Weg wie am Hinweg ngehen zu müssen. Orien­tie­rung: frei Schnau­ze. Zu­letzt weiche ich vom Weg ab, um über ein Wei­zen­feld schnel­ler zur Haupt­straße zurück­zu­kommen.

Die Lichtung von Kaltenbach

Idyllisch der Blick auf Kaltenbach. Ich fuhr früher öfters diese Strecke, zurück aus Wo­chen­enden in Nieder­bayern. Von Isen kommend fährt man eine kurze Strecke durch den Wald, taucht in der kleinen Land­schafts­idyl­le Kalten­bachs auf, um dann wieder durch eine kurze Wald­stre­cke Buch a. B. zu er­rei­chen. östlich davon herr­liche hüge­lige Land­schaft, west­lich die lang­wei­lige Ebene, die nach München führt.



Eigentlich – es ist vor­an­ge­schrit­tener Nach­mittag – wäre ein Bier in einer urigen Gasts­tätte der krönen­de Ab­schluss des Tages. Leider finde ich keine offen und muss etli­che Kilo­meter zurück in Rich­tung München fahren, eher ich in der Nähe von Poing auf das Gasthof Grub stoße, das sich als ange­nehme über­ra­schung he­rausstellt.

Ein Schweinsbraten, wie er sein soll!

Ein schöner, schattiger Biergarten mit alten Kas­ta­nien­bäumen, gute baye­ri­sche Kost bei mäßi­gen Preisen. Also doch ein schöner Abschluss des Tages!


TIPP: Gasthof Bruckwirt in Isen (nur 2 km entfernt)


TIPP: Gasthof Grub in Poing (mit Gemütlichem Biergarten)


BUCHTIPP:
Heilige Quellen in Oberbayern

Heilige Quellen, die seit Jahrtausenden verehrt werden, gibt es überall auf der Welt. Auch in Oberbayern findet man an den schönsten Plätzen – oft sehr abgelegen und in idyllischer Natur versteckt – heilige Quellen, die oft der Muttergottes gewidmet wurden. Ein Führer zu 60 heiligen Quellen in Oberbayern, mit Sagen, Entstehungsgeschichte, aktuellen Fotos und Angaben zur Anfahrt.


BUCHTIPP:
Was blüht denn da? (Kosmos-Naturführer)

Seit 1935 ist „Was blüht denn da?“ das populärste Pflanzenbestimmungsbuch. Die Grundidee ist so einfach: Blühende Pflanzen fallen vor allem durch ihre Farbe auf. Was liegt also näher, als Blumen nach der Farbe ihrer Blüten zu bestimmen? Jetzt präsentiert sich „Was blüht denn da?“ im neuen, frischen Gewand und wartet mit komplett aktualisiertem Inhalt und vielen Detailabbildungen auf.